Ostern auf griechische Art

Als Christen, genauer gesagt als Gläubige des orthodoxen Glaubens, messen die Griechen dem Osterfest große Bedeutung bei. Für sie ist es der wichtigste Feiertag des Jahres. Da es sich um einen “beweglichen” Feiertag handelt, fällt das Datum der Feierlichkeiten jedes Jahr in eine andere Woche. Die wichtigsten Punkte dieser besonderen Zeit sind, wie bei uns, das Fasten und die Karwoche. Obwohl sich die griechische Kultur erheblich von der polnischen unterscheidet, ist der Verlauf dieser Periode der unseren in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.

In Griechenland beginnt das Fasten mit dem “Sauberen Montag” (griechisch: Καθαρή Δευτέρα). Dieser besondere Tag ist das Äquivalent zu unserem Aschermittwoch. Der Rosenmontag symbolisiert in der griechisch-orthodoxen Kirche die Reinigung von Sünden nach der Karnevalszeit und ist gleichzeitig der Beginn des 40-tägigen Fastens, das an die 40 Tage Christi in der Wüste erinnert. An diesem Tag wird ein besonderes Brot namens Lagana (griechisch: Λαγάνα), das so genannte ungesäuerte Brot, gebacken. Es handelt sich um ein Fladenbrot mit Sesamzusatz, das an diesem Tag als Symbol für das “ungesäuerte Brot” des Alten Testaments gegessen wird. Interessanterweise sieht man an diesem Tag eine Vielzahl von Drachen am Himmel, die auch die bevorstehende Vorweihnachtszeit ankündigen.

In kulinarischer Hinsicht unterscheidet sich das griechische Fasten aus offensichtlichen Gründen von unserem. In dieser Zeit kommen vor allem Tintenfische, Kalmare, Garnelen, Hummer, Muscheln, Langusten oder Tintenfische auf den Tisch. Daneben wird auch Challah verzehrt, aber auch die bekannte Taramosalata – eine speziell zubereitete Paste auf der Basis von Kabeljau-Rogen. Während der Fastenzeit ist es nicht möglich, Fleisch, Milchprodukte und Eier zu essen, aber auch Fisch und Meeresfrüchte mit Rückgrat, wie wir es hier tun.

Ein großes Opfer für die griechischen Einwohner in dieser Zeit ist die Umstellung ihrer täglichen Arbeitsweise. Die Griechen, die dafür bekannt sind, jeden Tag gemeinsam zu feiern, essen in dieser besonderen Zeit zu Hause mit ihren Familien. Die üppigen Feste in den örtlichen Tavernen müssen auf das Ende der Fastenzeit warten.

Eine griechische Ostertradition ist das Färben von Ostereiern, die sich jedoch leicht von der unseren unterscheidet. Am Gründonnerstag setzt sich die ganze Familie zusammen, um Eier zu verzieren, die alle die gleiche Farbe haben – rot. Die Farbe soll die Geburt des Lebens symbolisieren. Eine weitere griechische Tradition ist das Aufschlagen von Eiern. Bei diesem Spiel geht es darum, sich gegenseitig die Ostereier abzugreifen. Derjenige, dessen Ei aus diesem Scharmützel unversehrt hervorgeht, kann mit viel Glück für das ganze Jahr rechnen.

Das größte Ereignis nicht nur für die Griechen, sondern für alle orthodoxen Gläubigen ist das große Wunder, das sich am Karsamstag ereignet. Das Feuerwunder (das Feuer, das nach der Erscheinung nicht mehr brennt) findet in der Grabeskirche in Jerusalem statt und wird dann in alle orthodoxen Kirchen auf der ganzen Welt getragen. Es folgt eine Liturgie, in der die Gläubigen Kerzen mit dem Heiligen Feuer anzünden und sich dann gegenseitig mit der Formel “Christos anesti!”, was so viel bedeutet wie “Christus ist auferstanden”, alles Gute wünschen. Als Antwort hören sie “Alithos anesti!”, was wir mit “Wahrhaftig, er ist auferstanden!” übersetzen können.

Nach einer langen und sehr strengen Fastenzeit stehen zu Ostern nahrhafte Gerichte, echte Fleisch- und Fischraritäten auf dem Speiseplan. Eine typische Ostersuppe ist die “Magirica”, die aus Hammel- oder Ziegeninnereien unter Zugabe von Zitrone, Dill und Zwiebeln gekocht wird. Neben der Suppe können wir auch das traditionelle süße Brot “Tsoureki” probieren, das oft als Beilage serviert wird. Es ist das Äquivalent zu unserem Challah. Ein traditionelles griechisches Gericht, das auf dem Weihnachtstisch nicht fehlen darf, sind die “kulurakia” genannten Kekse, die vor Weihnachten gemeinsam mit der Familie zubereitet werden. Das Hauptgericht auf den Tischen ist am Spieß gebratenes Hammelfleisch. Manche Familien veranstalten in dieser Zeit ein Lagerfeuer, eine Feuerstelle oder einen Grillabend in ihren Gärten. Die Hauptzubereitung ist “Kokoreci”, eine mit aromatischen Gewürzen gewürzte Hammelleber, die in den Därmen gebacken wird. Er ist eine echte Delikatesse, die vor allem mit Ostern in Verbindung gebracht wird.

Auf dem Tisch dürfen auch Vorspeisen nicht fehlen, wie Meeresfrüchte, Choriatiki”, der bekannte griechische Salat, verschiedene Oliven und Fetakäse, in große Stücke geschnitten und mit Olivenöl und Oregano bestrichen. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Veranstaltung ist der köstliche griechische Tischwein, sowohl weiß als auch rot. Meistens wird dieser Wein handwerklich hergestellt oder in regionalen Geschäften von lokalen Familienbetrieben gekauft. Hausgemachter Wein ist leicht erhältlich, wobei die Preise für ein solches Getränk bei etwa 2 € pro Flasche liegen.

Ostern ist in Griechenland sowohl in religiöser als auch in kultureller Hinsicht ein sehr wichtiges Ereignis. Die meisten Griechen begegnen dieser Zeit mit großem Respekt und erleben sie auf einzigartige Weise. Es lohnt sich, zumindest einmal im Leben in dieser Zeit nach Griechenland zu reisen, um dieses erstaunliche Ereignis selbst zu erleben, und die Erfahrung, nicht nur in kulinarischer Hinsicht, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.